Fassbind

Fassbind - die Geschichte der Schweizer Spirituosenmarke

Der Familienname deutet bereits auf einiges hin - ursprünglich handelte es sich um eine Familie, die sich dem Handwerk des Fassbindens widmete. Im Prinzip stand sie damit schon immer auf einer Vorstufe zu jenem Handwerk, in dem Fässer dringend benötigt werden. 1202 zog die Familie aus den Niederlanden in die Schweiz, um sich in Basel niederzulassen. Es folgten ein paar Namensänderungen, um ihren Familiennamen der neuen Heimat tauglicher zu machen. 1395 liessen sie sich endgültig in Oberarth in der Urschweiz nieder und pflanzten die ersten Kirschbäume. Ziel war natürlich, den berühmten Kirsch herzustellen. 

Offiziell gründeten sie ihre Brennerei jedoch erst im Jahr 1846 mit Gottfried Fassbind II. Er war lediglich 17 Jahre, doch voller Pioniergeist und folglich guter Ideen, die das Unternehmen einige Jahrzehnte perfekt positionierten. Unter anderem erhielt der Kirsch von Napoleon III eine Goldmedaille und auch andere Adelige der Zeit waren hellauf von dem Kirschwasser begeistert - von König Vittorio Emanuele II über Königin Viktoria von England bis hin zu Kaiser Franz Josef I. Obendrein war Gottfried Fassbind II Mitbegründer der Arth Rigi Bahnlinie, was später zu weiteren Inspirationen verhelfen sollte. Sein Sohn heiratete unterdessen Elisabeth Schindler, die mit der Übernahme der Hotelrestaurants Krone und Sonne den Grundstein für eine Hoteldynastie legten. 

Selbstredend verfügte die Brennerei stets über die eigene Fassbinderei - sie erweiterte ihre Gebäude zum Ende des 19. Jahrhunderts und erfand die erste mobile Brennerei. Mit ihr sollten Früchte an Ort und Stelle gebrannt werden, um die Rohstoffe direkt an den entlegenen Höfen zu verarbeiten. Von dieser Idee schnitt sich Siegfried Fassbind I eine Scheibe ab und kam auf die Idee einer mobilen Brennerei in Form eines Zugs. Während des Ersten Weltkrieges lieferte er das Kirschwasser noch an die Front, nach dem Krieg waren kaum mehr gute Brennereien übrig. Entsprechend konzipierte er den Brennerei-Zug mit fest montierten Brennblasen, die durch die Länder zogen und nach dem ursprünglichen Vorbild der mobilen Brennerei Früchte sofort an Ort und Stelle verarbeiteten. Damit versprach er sich einen stark wettbewerbsorientierten Vorteil gegenüber der noch spärlichen Konkurrenz. Leider verstarb er wenige Jahre nach seinem Vater Mitte der 1920er Jahre, sodass seine Frau Hedwig mit seinem Bruder Gottfried IV das Unternehmen selbst durch die turbulentesten Zeiten erfolgreich weiterleitete. 1949 übergibt sie das Unternehmen an ihren Sohn Siegfried Fassbind II, der die Brennerei sogleich in die S. Fassbind AG umtaufte. Auch er war ähnlich erfindungsreich wie sein Vater. Beispielsweise kam er auf die Idee, die Kirschkerne zu trocknen und als Brennstoff zu verwenden, was die Betriebskosten um die Hälfte senken liess. 

Seine Frau Cecile nahm jede Woche an einer Kartenspielgruppe teil und berichtete, wie andere häufig nach dem Mittagessen über Verdauungsprobleme klagten. Der Auftrag war klar und der Chrütli wurde konzipiert. Es folgten goldene Jahre, die Brennerei wurde abermals erweitert sowie modernisiert und ebenfalls offizieller Hoflieferant der niederländischen Königsfamilie. Ende der 1980er Jahre erobert die Brennerei noch kurz den amerikanischen Markt, bis 1994 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage der Verkauf durch die fünfte Generation angestrebt wurde. Sie wurde an ein internationales Unternehmen verkauft, 2006 an die Angostura-Gruppe in der Karibik und gelang letztlich 2014 wieder in Schweizer Hände. Seitdem haben Renato Wydler und Daniela Bruggmann das Zepter in der Hand - immer mit neuen Ideen im Kopf. Dem ursprünglichen Kirschwasser haben sich weitere Obstbrände im Lauf der Jahre angefügt, aber ebenfalls Cremeliköre und auch der Chrüter ist mit seinen neuen Varianten fest im Sortiment geblieben. 

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