Als eigenständige Abfüllungen sind Single Grain Whiskys eher Exoten - sie bedienen einen Nischenmarkt und werden im Angesicht der ausserordentlich prominenten Single Malts oftmals links liegen gelassen. Das gründet teilweise auch darauf, dass die Kategorie mit massiven Imageproblemen zu kämpfen hat: So manch ein Whisky-Enthusiast behauptet nämlich steif und fest, dass Grain Whisky lediglich als billiger Füller in Blends dient. Tatsächlich ist Grain Whisky schneller und kostengünstiger zu produzieren und hält dadurch den Preis für Blended Whisky niedrig. Doch er wirkt sich auch geschmacklich auf das Endprodukt aus und macht die Kombination von besonders charakterstarken Single Malts überhaupt erst möglich. Allein in Schottland werden Millionen von Litern an Grain Whisky hergestellt - da die meisten davon jedoch ausschliesslich zum Mischen bestimmt sind, bleiben sie im Verborgenen und ohne eigenen Namen.
Davon, dass Single Grain Whisky einen ganz eigenen Charakter besitzt und durchaus pur trinkbar ist, müssen sich die meisten Menschen erst selbst überzeugen. Grain Whisky schmeckt typischerweise mild und süsslich, und zeigt generell leichte Nuancen von Getreide, Vanille und Früchten auf. Die Reifung erfolgt in aller Regel in erstbefüllten und gebrauchten Bourbonfässern. Doch was machen Single Grain-Hersteller anders als Single Malt-Brennereien?
Zunächst wären da die Ausgangsstoffe: Beim Single Grain Whisky kann theoretisch jedwede Getreideart in die Maische einfliessen. Meist verwendet man Weizen oder Mais und kombiniert dies mit einem kleinen Anteil von Gerstenmalz. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Destillationsverfahren: Single Grain Whisky wird in einem kontinuierlichen Verfahren in Coffey Stills (Column Stills) aus Edelstahl gebrannt. Dies ist ein sehr effizienter Prozess, aber eben auch weniger romantisiert und sagenumwoben wie das Batch-Verfahren in Copper Pot Stills. Die Tatsache, dass Grain Destillerien meist riesige Fabriken in den schottischen Lowlands sind, trägt ebenso zum Vorurteil bei, dass es sich hierbei um ein gesichtsloses Massenprodukt handelt. Mit hübschen Steinhausfassaden, urig alten Lagerhäusern am Rande der Küste und Generationenbetrieben kann die Grain Whisky-Industrie nunmal nicht aufwarten. Und es stimmt auch, dass die Column Stills ultrareine Brände mit geringer aromatischer Tiefe erzeugen. Doch das soll nicht heissen, dass Single Grain Whisky keine gesonderte Aufmerksamkeit verdient...
Zu den aktiven Grain Destillerien in Schottland gehören Cameronbridge und North British (Diageo), Strathclyde (Pernod Ricard), Invergordon, Girvan (William Grant & Sons), Loch Lomond und Glen Turner.
Die meisten von ihnen befinden sich in der Nähe von Glasgow oder Edinburgh, wo viele unabhängige Abfüller und Blended Whisky-Produzenten ansässig sind. Allerdings gibt es auch Single Grain-Abfüllungen aus anderen traditionsreichen Whiskyländern wie Irland, Japan und den USA. Dass Single Grain Whisky seit einigen Jahren wieder im Kommen ist, ist unter anderem der erfolgreichen Marketing-Kampagne von Haig Club mit David Beckham zu verdanken. In der Barszene werden die Getreidebrände gerne auch zum Mixen herangezogen. Denkbare Cocktails mit Single Grain Whisky sind Whisky Sour, Old Fashioned, Espresso Martini, Hot Toddy, Whisky & Cola / Soda / Ginger Ale / Tonic, Blood & Sand sowie Manhattan.
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